Auf die Frage „Und wann ist es bei Euch soweit mit Kindern?“ richtig reagieren
18.4.2023 · 5 min LesungWenn Sie diese Frage noch nicht gehört haben, hatten Sie bisher Glück. Denn Sätze wie „Wann ist es bei Euch soweit“, bzw. „Wann kommt das Nächste?“ hört wahrscheinlich jedes Paar im gebärfähigen Alter früher oder später. Es ist schon schwer genug, sie gestellt zu bekommen, wenn man sich für Kinder noch nicht bereit fühlt, aber umso schwerer, wenn man schon lange einen Kinderwunsch hat und er sich einfach nicht erfüllen will. Wie sollte man also am besten auf diese Art von Fragen reagieren?
Warum werden diese Fragen überhaupt gestellt?
Beginnen wir zunächst damit, warum es die anderen überhaupt interessiert… Vielleicht wird Sie das überraschen, aber viele Menschen denken sich einfach gar nichts dabei. Dahinter steckt keine geheime Absicht und sie hat für sie in etwa denselben Informationswert wie die Frage nach dem Wetter. Wenn die Frage aus Ihrer Familie kommt, besonders von den Eltern, können die Gründe persönlicher sein – sie wollen einfach schon Enkel und fragen, wann es so weit ist. Aber egal wie das Motiv ist, eines ist sicher: Niemand macht sich in dem Moment bewusst, wie persönlich und schmerzhaft diese Frage sein kann.
Wenn die Fragen wehtun
Auch wenn jemand nur aus reiner Neugier fragt, haben Sie das Recht, sich unwohl damit zu fühlen. Ein Paar, das entschieden hat, keine Kinder zu haben, oder die Familiengründung gezielt aufschiebt, kann sich über diese Frage vielleicht ärgern, aber wahrscheinlich ist die Frage für sie nicht schmerzhaft. Wenn jedoch ein Paar, das mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen hat, danach gefragt wird, ist die Frage eine Erinnerung an die Schmerzen, Verluste, Unsicherheit oder einfach daran, dass es über diese Lebensfrage gar keine Kontrolle hat.
Lockern Sie die Situation durch einen Witz oder einen humorvollen Kommentar auf
Eine Familienfeier… und die Tante holt, bevor sie zum nächsten Stück Kuchen greift, Luft – und Sie wissen, was jetzt kommt. Aber heute soll gefeiert und nicht getrauert werden, und deshalb lockern Sie die Situation, anstatt mit Ihren Unfruchtbarkeitsproblemen ins Detail zu gehen, mit einem Witz auf. Und weil Humor bekanntlich ansteckend ist, werden Sie von den anderen Familienmitgliedern oder Freunden höchstwahrscheinlich unterstützt und vielleicht setzen sie noch einen drauf oder wechseln im Idealfall das Thema. Falls nicht, ergreifen Sie selbst die Initiative. Bevor Sie das tun, haben wir aber noch ein paar lustige Ideen, was man auf die Frage „Und wann ist es bei Euch soweit?“ erwidern kann:
„Ich weiß nicht genau. Was denkst du?“
„Fragst du mich wirklich nach meinem Sexualleben mit deinem Sohn?“ (Neffen, besten Freund…)
„Heute Abend!“
„Das ist eine gute Frage, ich habe auch eine an dich!“ (Und Sie wechseln das Thema)
„Wenn alle aufhören, uns danach zu fragen.“
Natürlich wählen Sie die Antworten je nachdem, mit wem Sie sprechen. Häufig reagiert der Fragende mit einem sehr schnellen Themawechsel darauf.
Antworten Sie offen und nutzen Sie die Situation für eine kleine Belehrung
Vielleicht verbergen Sie vor der Familie und Freunden, dass Sie von Unfruchtbarkeit betroffen sind. Und Paare wie Sie gibt es auf der ganzen Welt sehr viele – wenn Sie offen und ehrlich sind, können Sie das Bewusstsein dafür vergrößern. Wenn Sie die Kraft dazu aufbringen und die Situation nutzen wollen, können Sie dem Fragenden erklären, dass Sie kein Baby bekommen können und über alternative Methoden der Familiengründung nachdenken. Und wenn Sie bereit sind, Ihr Herz zu öffnen, beschreiben Sie, wie Sie sich fühlen – versuchen Sie es zum Beispiel so:
„Ein Kind zu bekommen, klappt bei uns nicht mit einem Fingerschnippen, und das baut bei uns großen Druck auf. Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, wann – da müssen Sie ebenso wie wir auch, Geduld haben.“
Bringen Sie zum Ausdruck, dass Ihnen die Frage unangenehm ist
Damit hängt auch ein weiterer Ratschlag zusammen: Scheuen Sie sich nicht, Ihr Unbehagen zum Ausdruck zu bringen. Denken Sie daran, dass Sie niemandem eine Erklärung schuldig sind, wenn Sie das nicht möchten – die Nachrichten, wie und wann Sie eine Familie gründen wollen, sind stets persönlich und vor allem gehören sie nur Ihnen. Wenn Sie keine Lust haben, auf die Frage „Wann es soweit ist“ näher einzugehen, können Sie statt langer Antworten etwas Einfaches sagen wie:
„Das ist eine wirklich persönliche Frage und es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen.“
„Weißt du, das ist eine Frage zum Körper, die für uns schwer zu beantworten ist – schwanger zu werden ist für uns nicht leicht und diese Art von Fragen gestellt zu bekommen, tut mir weh.“
Zu Beginn kann es unangenehm sein, diese Antworten zu verwenden. Aber es ist eine wirklich effektive Methode, Konversationen über Ihre Familienplanung zu beenden und sich für die Zukunft sichere Grenzen zu setzen.
Nehmen Sie die Frage leicht, der Fragende meint es nicht böse
„Das ist wirklich eine interessante Frage. Wenn wir doch nur die Antwort wüssten“, oder „Wir versuchen es schon, keine Sorge. Vielleicht klappt es eines schönen Tages.“ Das sind diplomatische Antworten, in denen Sie nicht auf ein Problem eingehen, aber gleichzeitig machen Sie deutlich, dass Sie nicht mehr sagen werden. Machen Sie sich bewusst, dass der Fragende es nicht böse meint, und dass er nicht vorhat, Sie zu verletzen.
Antworten Sie nicht
Wir wissen wie schwer es ist, die eigene Fruchtbarkeit nicht im Griff zu haben, und dass man manchmal einfach keine Kraft oder Lust hat, sich passende Antworten auszudenken. Deshalb sollten wir nicht vergessen, dass auch Schweigen in das Repertoire möglicher Reaktionen aufgenommen werden kann. Genau, sie müssen gar nichts sagen. Tun Sie einfach so, als ob Sie nichts gehört hätten oder umgehen Sie die Frage. Die meisten Menschen verstehen, dass es nicht erwünscht ist, dieselbe Frage noch einmal zu stellen.
Bei manchen Menschen helfen nur Wiederholungen oder absolute Verbote
Es gibt Menschen, denen man alles viermal erklären muss, und dann gibt es solche, bei denen man einen etwas schärferen Ton anschlagen muss. Wenn Sie in ein Gespräch mit jemand Unbelehrbarem geraten, müssen Sie es noch einmal wiederholen oder ganz deutlich werden.
„Ich möchte, dass Du endlich akzeptierst, dass ich über dieses Thema nicht sprechen will.“
„Hast Du gehört? Ich habe Dich gebeten, das Thema zu wechseln.“
Ergreifen Sie die Initiative
Die letzte Art zu antworten kann zwar vorübergehend zu Spannungen führen, aber hier geht es vor allem um Ihre emotionale Ruhe. Und wenn Sie sich darum präventiv kümmern möchten, könnte man überlegen, ob Sie den Ihnen nahestehenden Personen nicht eine Rundmail über Ihre gegenwärtige Situation schicken wollen. So geben Sie ihnen die Gelegenheit, das Thema zu verarbeiten und beim nächsten Mal werden sie Ihnen die Fragen auf eine andere Art stellen, als sie es „ohne Vorbereitung“ täten.